Understatement mal ganz anders: In der Hessingpark-Clinic überlässt man es, anstatt mit großen Worten und immensen Auszeichnungen zu prahlen, lieber den Patienten, sich ihr ganz eigenes Bild über die hier wirkenden Koryphäen im Schulter-, Rücken- und Kniebereich zu machen. Dazu werden die Patienten mit einer schier unendlichen „Hall-of-Fame“ begrüßt: Ordentlich aneinandergereiht hängen entlang der Flure und Sprechzimmer handsignierte Spielertrikots der deutschen Fußball- und Sport-Elite: von Toni Kroos über Lukas Podolski, Bastian Schweinsteiger, Semi Khedira bis hin zu Niclas Füllkrug. Aber auch Tennisspielerin Andrea Petkovic und Kanute Maximilian Dill lagen hier bereits unter dem Messer. Einer der Männer, dem fortwährend für die gelungene OP gedankt wird, und dessen einzelne Finger für je 100.000 Euro versichert sind, ist Dr. Ulrich Boenisch, 64, der Ärztliche Leiter dieser Spezial-Klinik. Zeit für ein Gespräch über die Problemzonen der Deutschen: Schulter, Rücken, Knie.
Herr Dr. Boenisch, die Hessingpark-Clinic geht aus Ihren Anregungen hervor. Wie kommt man auf die Idee, eine eigene Klinik zu gründen?
Die Umstände waren eher kurios, mehr dem Zufall geschuldet und sind infolge meiner internationalen Ausbildung, die ich kurz erläutern muss, entstanden: Ich habe in Deutschland studiert und auch ein Jahr gearbeitet, war aber mit der praktischen Ausbildung nicht so glücklich und bin nach England gegangen. Dort habe ich eine neue Medizinkultur kennengelernt, die trotz des schlechten Rufs des englischen Gesundheitssystems NHS eine hervorragende Ausbildung ermöglichte. Nach drei Jahren England bin ich nach Basel und von dort für eine Spezialausbildung in die USA gegangen. Die Wechsel wurden von Klinikchef zu Klinikchef, mehr oder minder aufgrund persönlicher Reputationen, eingeleitet. Und so habe ich die deutsche, die engli- sche, die schweizerische und die amerikanische Medizinkultur erlebt und immer gesagt: ‚Ich möchte später, in meiner Praxis, das Beste aus diesen Bereichen vereinen.‘
Sie sprachen gerade von der eigenen Praxis. Das hier ist aber eine ziemlich große Praxis geworden …
(lacht) Mein Ziel war immer die eigene Praxis. Ich bin Praktiker und wollte stets am Patienten arbeiten und operativ tätig sein. So hat es mich 1998 als Oberarzt an die Hessing-Stiftung nach Augsburg verschlagen. Dort habe ich traumhafte Arbeitsbedingungen vorgefunden und ein regelrecht familiäres Umfeld. Allerdings musste ich auch feststellen, dass es alles, worin ich mich fortgebildet hatte, also die Sportmedizin mit Knie und Schulter, nicht gab. Diese spezielle Patientenklientel, jung, zwischen 20 und 50 Jahren, mit Sportverletzungen und gleichzeitig bereit, etwas in die eigene Gesundheit zu investieren, fehlte gänzlich.
Also wurden Sie erfinderisch…
Ja, das kann man so sagen.